Derzeit geniesse ich mit meinem Mann Yves eine kurze Auszeit im schönen Bayern, denn es steht ein grosser Umbruch bevor und wir möchten die Tage nutzen, unsere Köpfe noch etwas zu lüften. Per Ende Juni habe ich meine Stelle gekündigt und investiere mich ab Juli (fast) ausschliesslich unserer wachsenden Firma WÜRZMEISTER. Unsere Selbständigkeit beginnt somit erst jetzt – nach einigen Jahren Aufbauarbeit – so „richtig“. Von meiner Nachfolgerin des anderen Jobs bekam ich Ende Juni das Buch „Wunder muss man selber machen“ von Sina Trinkwalder geschenkt. Schon seit vielen Jahren folge ich ihr auf Twitter und wusste schon einiges über sie, aber dank dem Buch (das ich innerhalb eines Tages verschlang) kamen viele schöne Parallelen zum Vorschein, die mich ermutigten und dazu inspirierten, die Anfänge und Entwicklungen von WÜRZMEISTER bis heute schriftlich festzuhalten und mit euch zu teilen.
Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt…
Als wir 2012 WÜRZMEISTER gründeten, hätten wir nicht zu träumen gewagt, wo wir gut 4 Jahre später stehen. Die ursprüngliche Idee war, meinem Mann Yves eine Möglichkeit zu bieten, seine Kreativität zu entfalten, da er durch seine schwierige und turbulente Vergangenheit, verschiedene gesundheitliche Probleme und chronische Schmerzen nie am 1. Arbeitsmarkt teilnehmen konnte. Kochen, Mittelalter und Gewürze haben ihn schon immer fasziniert, so lag es auf der Hand, etwas in diesem Bereich aufzubauen. Ehrlich gesagt glaubte ich in den ersten 6 Monaten nicht daran, dass aus diesem „Hobby-Gefäss“ (seinen selbstgemachten Gewürzmischungen) je eine „richtige“ Firma entstehen könnte, schliesslich gab es schon Gewürze wie Sand am Meer.
Doch bereits nach einigen Monaten zeichnete sich ab, dass wir mit der steigenden Nachfrage die ganze Sache professionell aufziehen wollten, mit schönem Logo, Produktedesign und -verpackung. Um die Kosten im Rahmen zu halten, konzentrierten wir uns in den ersten 18 Monaten ausschliesslich auf den Vertrieb via Online-Shop. Dank vielen beherzten Menschen (allen voran auf Twitter, aber auch auf Facebook und natürlich unser privates Netzwerk) konnten wir – ohne je einen Rappen in klassische Werbung zu stecken (weder online noch Print-Inserate o.ä.) bereits kurz nach dem Start auf eine aktive Community zählen, die uns fleissig weiterempfahl.
Erste Auszeichnung, Bio-Zertifizierung, Wiederverkäufer und soziales Engagement
2014 standen die ersten Messen auf dem Programm, in jenem Frühling wurden wir mit dem Jungunternehmerpreis der Stadt Kloten ausgezeichnet und ab dann ging es richtig los. Dank der Auszeichnung erschienen Zeitungsartikel über uns und so waren wir (regional) in aller Munde.
Ab einer gewissen Grösse konnten wir es uns auch leisten, verschiedene Rohstoffe in Bioqualität einzukaufen und liessen uns im gleichen Jahr durch bio.inspecta zertifizieren; fortan konnten wir neben Metzgereien oder Wein-, Delikatessen- und Geschenkläden auch Bioläden und Reformhäuser beliefern. Wir freuten uns über die wachsenden Umsätze und es war schön zu sehen, wie mein Mann, zwar wahnsinnig erschöpft nach jeder Messe – aber auch überaus beflügelt durch die vielen schönen Begegnungen mit Kunden – richtiggehend aufblühte und ein Stück weit zu einem neuen Menschen wurde. Jedoch war erst seine eigene Welt ein Stück besser geworden, wir wollten aber seine hoffnungsvolle Geschichte mit vielen weiteren Menschen teilen, ihnen in unserer Firma eine sinnvolle Beschäftigung bieten und so auch weitere Leben positiv verändern.
Dieses soziale Engagement war auch mir sehr wichtig, denn ich setzte mich schon seit einigen Jahren im Bereich Arbeitsintegration ein. Nach 5 Jahren auf einer Grossbank entschied ich mich bewusst für die non-profit-Welt und arbeitete während 7 Jahren in einer internationalen Entwicklungs- und Nothilfeorganisation. Dort ergab es sich 2008, dass sich ein junger Bauer bei diesem Hilfswerk bewarb, der einen schweren Unfall hatte und aufs Büro umschulen musste. In Zusammenarbeit mit einem Jobcoach war ich dafür verantwortlich, ihn während diesem „Arbeitsversuch“ zu begleiten (sowohl fachlich als auch, was den Erwerb der Sozialkompetenzen betraf) und merkte dadurch, dass dies eine unendlich schöne und wertvolle Aufgabe ist, Menschen auf ihrem etwas wackeligen Weg in eine neue Zukunft zu begleiten. Beat blieb nicht der einzige und erste Praktikant, es waren dann insgesamt drei Jahre, während derer ich sechs Menschen mit ganz unterschiedlichen Geschichten begleiten durfte. Dies legte einen soliden Grundstein für unsere Arbeit bei WÜRZMEISTER mit Menschen in schwierigen Lebenslagen. Einerseits ist Yves mit seiner Geschichte selbst ein Betroffener und kennt die Schattenseiten des Lebens mehr als gut. Andererseits liegt es mir am Herzen, Menschen durch Wertschätzung und der richtigen Mischung aus Fordern und Fördern ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten und weiterzubringen. Wir bieten Menschen mit psychischen Problemen, nach einem Burnout oder in einer Lebenskrise eine flexible Einsatzmöglichkeit ohne Druck im familären Rahmen. Denn die praktischen Arbeiten – ausser der Produktion – finden in unserer Stube meist am Esstisch statt, wo nach Möglichkeit auch gemeinsame Mahlzeiten eingenommen werden und so auch Gemeinschaft gepflegt und ein Stück Leben miteinander geteilt wird.
Des weiteren begleite ich (bisher) vor allem junge Erwachsene, die keine Lehrstelle fanden oder eine Lehre abgebrochen haben. Oft braucht es nicht viel, etwas Struktur, ein starkes Feilen am Lebenslauf, mögliche Arbeits- oder Ausbildungsplätze eruieren und die nächsten Schritte gemeinsam vereinbaren und regelmässig nachfassen. Wenn möglich, versuche ich auch durch bestehende Kontakte die eine oder andere Tür aufzustossen oder Menschen miteinander zu vernetzen. Auf diese Weise konnten wir bereits zwei jungen Menschen helfen, eine Lehrstelle zu finden.
Vergrösserung der Produktion
Der Produktionsraum im Untergeschoss platzt schon seit einiger Zeit fast aus allen Nähten. Ein Geschenk des Himmels ist es, dass wir nur zwei Türen weiter einen ähnlichen, aber noch besseren Raum ab diesem Juli beziehen dürfen und somit die Produktion verdoppeln können. Der neue, grössere und schönere Raum ist dann nur für die Produktion, der „alte“ Produktionsraum wird ausschliesslich als Lager genutzt.
Zukunftspläne
Mit meiner grösseren Präsenz in Kloten (unserem Firmen- und Privatwohnsitz) ist es nun möglich, deutlich mehr Menschen einen Einsatz bei uns zu ermöglichen und sie zu begleiten. Wir sind gespannt, welche Kooperationen sich ergeben und freuen uns, dass wir diesen Bereich ausbauen können. Ebenso freue ich mich natürlich, endlich nicht mehr nur die „Restenergie“ an Abenden und Wochenenden für die Firma zu haben und somit oft nur noch „reagieren“ zu können, sondern nun aus dem Vollen zu schöpfen und genügend Zeit zu haben, die Firma solide und vorausschauend zu führen und weiter aufzubauen. Des Weiteren nehmen wir Ende August zum ersten Mal an der Marketingfachmesse SuisseEMEX teil und werden unsere grosse Auswahl an individualiserbaren Geschenken für Firmen präsentieren. Sie können sowohl Geschenkpackungen sowie einzelne Produkte mit ihrem Logo versehen oder ganz nach ihren Wünschen „branden“. Bereits jetzt machen Kunden- und Mitarbeitergeschenke über 40% des Umsatzes aus, Tendenz steigend.
Feiere mit uns!
Wir sind dankbar und begeistert über die bisherige Entwicklung von WÜRZMEISTER, effektiv ist dies unser kleines Wunder. Dabei haben wir allen voran euch zu danken: Unseren treuen Kunden, vielen engagierten Freunden, Helfern und ganz fest auch meinen Eltern, die uns in jeder Hinsicht tatkräftig unterstützen. Das möchten wir mit euch feiern und zugleich den neuen Produktionsraum einweihen und diese neue Ära als Selbständige einläuten. Bist du dabei? Komm am Samstag, 6. August 2016 nach Kloten. Es wird feine Häppchen geben, natürlich eine Produktionsbesichtigung, du wirst an allen 52 Gewürzmischungen riechen (und wenn du möchtest, einige auch erwerben können). Dann melde dich direkt beim Link an – oder wenn du kein Facebook hast, per Mail an tania@wuerzmeister.ch oder SMS an 076 495 00 79. Wir freuen uns auf euer zahlreiches Erscheinen!